Der Sternhimmel im Dezember 2024
Der astronomische Winter beginnt am 21. Dezember um 10.21 Uhr, wenn die Sonne den tiefsten Punkt ihrer scheinbaren Bahn um die Erde erreicht. Man nennt diesen Zeitpunkt auch Wintersonnenwende, da die Sonne von nun an wieder aufsteigt. Es ist gleichzeitig der kürzeste Tag des Jahres, denn zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang liegen nur 8 Stunden und 10 Minuten. Bereits bis zum 24. Dezember wächst die Differenz um eine Minute. In unserem Gebiet ergeben sich nach Abzug der Dämmerungszeit etwa 13 Stunden Dunkelheit, die abgesehen von den winterlichen Temperaturen die günstigsten Beobachtungsbedingungen des Jahres darstellen. Sie sind geprägt von blauschwarzem Nachthimmel, der durch seinen Glanz beeindruckt und zu keiner anderen Jahreszeit so schön und vielfältig wahrgenommen werden kann.
Insbesondere lohnt es sich in der ersten Dezemberhälfte nach Sternschnuppen Ausschau zu halten. Der Sternschnuppenstrom der Geminiden kündigt sich an und wird vom 4. bis 20. Dezember in Erscheinung treten. Sein Maximum wird in der Nacht vom 13. zum 14.12. erwartet. Das Ausstrahlungsgebiet des Stroms liegt in den Zwillingen, die am Abend leicht am Osthimmel erkennbar sind. Die Geminiden sind besonders eindrucksvoll, weil sie viele helle, meist gelb-weiß leuchtende Meteore hervorbringen. Die Aktivität der Geminiden hat sich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich erhöht und übertrifft inzwischen jene der Perseiden im August. Diese sind allerdings aufgrund der günstigeren Beobachtungszeit im Sommer weitaus populärer. Da der Radiant Mitte Dezember der Sonne am Himmel gegenübersteht, ist er während der gesamten Nacht über dem Horizont zu finden. Deshalb ist dessen Sichtung im Gegensatz zu manch anderen Meteorströmen auch schon in den Abendstunden lohnenswert. Zur Beobachtung eignen sich zwar am besten dunkle Orte, allerdings sind helle Geminiden auch am Stadthimmel zu bestaunen. Das helle Mondlicht wird zur Zeit des Maximums die Beobachtung leider stören, dennoch ist die Sichtung sehr heller Exemplare gut möglich.
Bei der Geminiden-Staubwolke ist der Ursprung ungewöhnlich. In der Regel gehen Meteorströme auf winzige Überreste von Kometen zurück, die bei der Annäherung an die Sonne Staub freisetzen, der sich dann über die Kometenbahn verteilt. Die Geminiden-Staubwolke stammt nicht von einem Kometen, sondern geht offenbar auf einen kleinen Asteroiden zurück, also einen festen Kleinkörper unseres Sonnensystems. Der Asteroid heißt Phaeton und wurde erst 1983 entdeckt. Er kommt der Sonne alle eineinhalb Jahre so nahe, dass sich seine Oberfläche auf mehrere hundert Grad erhitzt, wodurch sich Gestein zerkrümelt. Forscher gehen davon aus, dass unter seiner Oberfläche eine uralte Eisschicht existiert. Das Eis könnte in Sonnennähe zu Gas werden, schubweise durch den oberflächlichen Staub brechen und Krümel mit sich hinaus ins All reißen. Diese Staubwolke passiert die Erde immer Mitte Dezember. Dabei sammelt sie die Staubteilchen ein, die mit 35 Kilometern pro Sekunde in die Erdatmosphäre rasen und die Luft vor sich so stark zusammenpressen, dass sie hell aufleuchtet.
Kurz vor Weihnachten treten die Ursiden in Erscheinung. Sie sollen in der Nacht vom 22. auf 23. Dezember gegen Mitternacht die günstigste Sichtbarkeit erreichen. Man kann sie als weihnachtlichen Himmelsgruß verstehen, den uns der Radiant, der Kleine Bär, sendet. Da zur Maximumszeit kein störendes Mondlicht auftritt, sind die oft leuchtschwachen Meteore des Stroms gut zu entdecken. Die Quelle für die kleinen außerirdischen Gesteinskörner ist der Komet 8P/Tuttle, der mit einer Periode von 13,5 Jahren die Sonne umläuft. Es handelt sich um einen Meteorstrom von vergleichsweise geringer Intensität. Unregelmäßige Ausbrüche der Ursidenhäufigkeit haben in vergangenen Jahrzehnten aber immer wieder für Aufsehen gesorgt.
Anblick zur Monatsmitte gegen 19.00 Uhr
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Jochen Engelmann