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Der Sternhimmel im November 2025

Im November endet schon gegen 18.00 Uhr die astronomische Dämmerung, das heißt, die Sonne steht dann 18° unter dem Horizont und der Himmel ist völlig dunkel.

Die Sommersternbilder Leier, Schwan und Adler sind weit nach Westen gerückt, aber dennoch gut sichtbar. In südöstlicher Richtung ist in einem sternarmen Bereich der Pegasus zu sehen, der als Herbstviereck der Bote der aktuellen Jahreszeit ist. An dessen Nordostecke bildet der Stern Sirrah den Übergang zur Sternenkette der in östlicher Richtung folgenden Andromeda. Mirach und Alamak liegen mit Sirrah nahezu auf einer Geraden. Mit etwa 2 mag haben sie ungefähr die Helligkeit der Hauptsterne im Großen Wagen. Nördlich davon ist das auffällige Himmels-W auszumachen, durch das sich das Milchstraßenband schlängelt. 

Alamak, der östlichste Stern der Kette ist ein schönes Doppelsternsystem, das bereits im 18. Jahrhundert als solches identifiziert wurde. Das Sternenpaar liegt in 355 Lichtjahren Entfernung, wobei die eine Komponente ein Roter Riese mit 2,2 mag ist und die andere Komponente ein Dreifachsystem mit einer Gesamthelligkeit 4,8 mag. Bereits in kleinen Teleskopen lässt sich das Sternenpaar trennen.  

Der mittlere Stern, Mirach, führt zu einer kleineren Sternenkette: Zwei schwächere Sterne folgen auf Mirach nach Norden. Am letzten Stern dieser Kette hängt ein schwaches Nebelfleckchen, das in dunklen Nächten ohne störendes Fremdlicht mit bloßem Auge erkennbar ist. Es erscheint wie ein losgelöstes Stück der Milchstraße. Dabei handelt es sich um deren Nachgargalaxie, die Andromedagalaxie auch Andromedanebel genannt. Mit einer Distanz von 2,5 Millionen Lichtjahren ist es das entfernteste Objekt, das ohne technische Hilfsmittel zu sehen ist. 

Das neblige Objekt weist eine scheinbare Helligkeit von 3,1 Größenklassen auf. Genau wie die Milchstraße ist es eine flache Scheibe spiralförmiger Struktur, die aus unzähligen Sternen besteht. Sie besitzt eine Reihe von Begleitgalaxien, von denen die Zwerggalaxien M 32 und M 110 schon mit kleinen Teleskopen zu sehen sind.

Die Astronomen sind sich heute sicher, dass das Objekt ein Zwilling unsere Galaxie und etwa doppelt so massereich wie die Milchstraße ist. Im Gegensatz zu fast allen anderen Galaxien bewegt es sich mit etwa 266 Kilometern pro Sekunde auf uns zu. Damit wird es ständig, wenig auch völlig unmerklich, immer größer. 

In rund zwei Milliarden Jahren werden beide Galaxien kollidieren und nach weiteren drei Milliarden Jahren wird sich ein neues Sternsystem gebildet haben. Da die Sterne untereinander mindestens mehrere Lichtjahre auseinander liegen, wird es dabei kaum zu Zusammenstößen kommen. Lediglich die Strukturen der Galaxien werden sich verändern und am Ende wird es eine einzige elliptische Riesengalaxie geben. 

Die ersten überlieferten Berichte über die Sichtung des Andromedanebels reichen weit die Geschichte zurück. So hat der persische Astronom Al-Sufi hat sie bereits im Jahr 964 in seinem Buch der Fixsterne als „kleine Wolke“ aufgeführt. Der Ansbacher Hofastronom Simon Marius hat die Galaxie anscheinend schon 1612 mit einem Fernrohr beobachtet und benannte deren Anblick als das „Licht einer Kerze, das durch Horn hindurch scheint“. Auch durch Nutzung von Teleskopen sah man das Objekt als Nebelwolke und ordnete es der Milchstraße zu. Der französische Astronom Charles Messier nahm den Andromedanebel als die Nummer 31 in seinen 1784 erstellten Katalog auf. Der deutsche Philosoph Immanuel Kant vermutete im 18. Jahrhundert im Andromedanebel und anderen Spiralnebeln ferne Galaxien, die aus zahllosen Sternen bestehen. Die Richtigkeit dieser Vermutung wurde erst anderthalb Jahrhunderte später belegt, indem der Amerikaner Edwin Hubble 1917 mit dem seinerzeit größten Teleskop der Erde, den Nebel in einzelne Sterne auflöste.

Schließlich ermittelte Hubble im Jahr 1923 für die Entfernung des Andromedanebels 900.000 Lichtjahre. Auch wenn er aufgrund der damals verwendbaren Verfahren den Wert um den Faktor 2,5 unterschätzte, war klar, dass der Nebel weit außerhalb der Milchstraße liegen muss. Der Kosmos war damit riesengroß geworden und die Milchstraße nur eine von unzähligen Galaxien. Das Licht, das uns heute vom Andromedanebel erreicht hat sich vor 2,5 Millionen Jahren auf den Weg gemacht, zu einer Zeit als auf der Erde das Zeitalter des Menschen einsetzte. 

  

 

 

 

Anblick des Sternhimmels zur Monatsmitte gegen 19.00 Uhr MEZ

 

Jochen Engelmann

 

 

 

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