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Der Sternhimmel im September 2023

Mit dem Herbstbeginn, der am 23. September um 8.50 Uhr erfolgt, wächst die Länge der astronomisch dunklen Nacht auf über acht Stunden. Außerdem sind Himmelsbeobachtungen immer noch bei angenehmen Temperaturen möglich. Zu Nachtbeginn spannt sich die Milchstraße in hohem Bogen über das Firmament. Bei Beobachtungen weit ab von störendem Fremd- und Mondlicht ist das schimmernde Band in idealer Weise beobachtbar.

Die Sterne des Sommerdreiecks markieren deren Verlauf und stehen in den Abendstunden hoch in südlicher Richtung. Auffällig strahlt dort der helle Stern Wega, der zweithellste Stern des Nordhimmels und hellste des Sommerdreiecks. Wega ist mit ihrem bläulich-weißem Leuchten nicht nur im Sommer, sondern auch im Herbst gut am Abendhimmel zu sehen. Aufgrund der im Herbst früher einsetzenden Dunkelheit kann man Wega sogar bis Winterbeginn am Westhimmel erkennen.

Es ist der Hauptstern des Sternbildes Leier. Die Figur ist leicht einprägsam, da eine Gruppe von vier Sternen, die unterhalb von Wega stehen, die Form eines Parallelogramms bilden. Es ist eines der kleinsten Sternbilder des Himmels und soll an das Saiteninstrument Lyra erinnern, auf dem Orpheus spielte, um seine verstorbene Gattin aus der Unterwelt zurückzuholen.

Da Wega ausgiebig untersucht wurde und als Objekt für mehrere astronomische Messmethoden diente, gilt sie wohl als wichtigster Stern nach der Sonne. So handelt es sich um den ersten fotografierten Stern. 1850 setzten Astronomen des Harvard-College-Observatoriums dessen Refraktor ein, um durch das fotografische Verfahren des 19. Jahrhunderts eine Daguerreotypie zu erstellen. Ebenso gehört Wega zu den ersten Sternen, bei dem man mit Hilfe des Parallaxenverfahrens die Entfernung bestimmte. Mit einer Distanz von 25 Lichtjahren kann er zu den Sternen der Sonnenumgebung gerechnet werden. Als um das Jahr 1800 die Skale der scheinbaren Helligkeiten kalibriert wurde, galt Wega als Referenzstern, dessen Helligkeit man auf 0 Größenklassen festlegte. Aufgrund der Präzessionsbewegung der Erde hatte sie vor 14.000 Jahren die Funktion des Polarsterns inne. Die Erdachse wird wieder etwa im Jahr 14.000 in Richtung Wega zeigen. Jedoch ist dann die Abweichung vom exakten Himmelspol größer als beim jetzigen Polarstern.

Bereits 1984 fand man mithilfe des Infrarotsatelliten IRAS eine Staubscheibe um Wega. Ihr Radius entspricht etwa der doppelten Distanz von Sonne – Pluto. Solche Staubscheiben gelten als Vorstufen von Planetensystemen. Es wurden auch Verdickungen gefunden, die auf einen massereichen Planeten schließen lassen, der in der Entfernung vergleichbar mit der zwischen Sonne – Neptun die Wega umrundet. Ob weitere Planeten den Stern umkreisen, ist noch unbekannt.

Zwischen den beiden unteren Sternen des kleinen Parallelogramms findet man den berühmten Ringnebel M 57. Schon in kleinen Teleskopen ist er als „Rauchring“ erkennbar. Entdeckt wurde dieses rundliche Nebelfleckchen am 31. Januar 1779 von dem Kometenjäger Charles Messier, der ihm in seinem Katalog nebelhafter Objekte die Nummer 57 verpasste. Von der Größe her gleicht er dem Jupiterscheibchen, nur erheblich blasser. Die Farbe ähnelt eher dem Planeten Uranus. Friedrich Wilhelm Herschel, Entdecker des Planeten Uranus, sprach daher von einem "Planetarischen Nebel", wohl wissend, dass es sich bei diesem Objekt weder um einen Planeten noch um einen Kometen handeln kann. Denn das nebelhafte Gebilde behält seinen Ort im Sternbild der Leier bei und bewegt sich nicht. Es muss daher im interstellaren Raum liegen, bei dem man heute von einem "Deep Sky"-Objekt spricht.  

Die Nebelhülle von M 57 wurde vor knapp 10.000 Jahren von dem alternden Zentralstern abgestoßen, der sich damit von seiner äußeren Schicht getrennt hat. Dieser Prozess erfolgt durch einen heftiger werdenden Sternwind. Nach und nach wird der heiße Kern des Sterns freigelegt. Bei einer Temperatur von 70.000 K wird hochenergetische ultraviolette Strahlung ausgesandt und die Gashülle wird als Planetarischer Nebel sichtbar. Der Stern im Zentrum hat das Stadium eines Weißen Zwergs erreicht. Da der Zentralstern von M 57 eine scheinbare Helligkeit von nur 15 Größenklassen hat, wurde er erst im Jahr 1800 entdeckt. Der Ringnebel dehnt sich gegenwärtig weiter aus, getrieben von dem Sternwind und wird in einigen Zehntausend Jahren für unsere Augen nicht mehr erkennbar sein.                              

 
 

Himmelsanblick zur Monatsmitte gegen 21.00 Uhr

 

Die Karte zeigt den Anblick des Sternhimmels Mitte des Monats gegen 21.00 Uhr.

Alle Zeitangaben in MESZ

 

 

Jochen Engelmann

 

 

 

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