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Der Sternhimmel im April 2023

 

Der Frühling beginnt im März, aber erst im April kommt die Sonne so richtig zur Geltung. In den Frühlingsmonaten werden die Tage spürbar länger. Mitte April beträgt die Zunahme an Helligkeit über vier Minuten pro Tag. Hingegen ist die Steigerung pro Tag um den Jahreswechsel kaum feststellbar und liegt im Sekundenbereich. Die unterschiedliche Zunahme der Tageslänge ist auf die Neigung der Erdachse zur Bahnebene um die Sonne zurückzuführen. Diese ist um 23,5° geneigt und weist immer in dieselbe Richtung. Daher ist die Tageslänge im Sommer länger als im Winter und ändert sich ständig. Der Verlauf der Veränderung der Tageslänge ergibt das Bild einer Sinuskurve. Dabei entspricht die Sommer- und Wintersonnenwende dem höchsten und niedrigsten Punkt der Kurve. Die Kurvenabschnitte mit dem steilsten Anstieg hingegen entsprechen der Zeit um die Frühlings- und Herbsttagundnachtgleichen.  

Für die nächtliche Beobachtung ergibt die Ende März erfolgte Umstellung auf die Sommerzeit ein verändertes Zeitgefühl. Zur Monatsmitte erfolgt der Sonnenuntergang gegen 20.00 Uhr. Die anschließende bürgerliche Dämmerung dauert bis etwa 20.45 Uhr. Nun steht die Sonne 6° unter dem Horizont. Erst gegen 22.00 Uhr, wenn sie 18° darunter steht und damit die astronomische Dämmerung endet, kann man den Sternhimmel bei vollständiger Dunkelheit sehen. Zu dieser Zeit kann der Sternfreund das Frühlingsdreieck als Helligkeitsschwerpunkt im Süden leicht finden, dessen Eckpunkte vom bläulichen Regulus, dem orangefarbenen Arktur und der bläulichen Spica markiert werden. Es handelt sich dabei um die Hauptsterne des Löwen, des Bootes, auch Bärenhüter genannt, und der Jungfrau. Dabei ist auffällig, dass das eingeschlossene Himmelsareal, weit ab vom Milchstraßenband, arm an hellen Sternen ist.

Arktur ist mit einer scheinbaren Helligkeit von 0 Größenklassen der hellste Stern am Frühlingshimmel. Sein Name leitet sich von dem griechischen „arktouros“ für "Bärenhüter" her. Die Bezeichnung ging vermutlich im Lauf der Zeit auf das ganze Sternbild über. Er gilt als Behüter des kleinen und den großen Bären, die er vor sich her zu treiben scheint. Der Stern ist etwa 25-mal so groß wie die Sonne, was seinen Status als Riese unterstreicht. Wenn man bedenkt, dass Sterne selbst im Teleskop nur als winzige Punkte erscheinen, liegt die Vermutung nahe, dass nur indirekte Methoden Aufschluss über die Sternengröße geben. Mit dem Weltraumteleskop Hubble, das sich außerhalb der Atmosphäre bewegt, ist es möglich von einigen Sternen echte aufgelöste Bilder zu machen. Von der Erde aus ist dies auch mittels modernster Technik nicht möglich, da die Atmosphäre die Sterne zu stark verschmiert. So nutzt man das Verfahren der Interferometrie, bei dem man mehrere Fernrohre, die in einer bestimmten Entfernung aufgestellt sind, zusammen schaltet. Durch geeignetes Überlagern der empfangenen Signale werden Objektinformation gewonnen, die die Bestimmung des Winkeldurchmessers eines Sterns ermöglichen. Ist dessen Entfernung bekannt, lässt sich daraus der absolute Durchmesser ermitteln.

Die beiden anderen Ecksterne des Frühlingsdreiecks sind Mehrfachsterne. Regulus leuchtet mit 1,4 Größenklassen und ist ein Vierfachsystem, bei dem die Hauptkomponente etwa 3,25 Sonnendurchmesser aufweist. Spica stellt ein Doppelsternsystem von ausgesprochen heißen Sternen dar. Der hellere Stern besitzt den 7,8-fachen Durchmesser der Sonne und eine Temperatur von 22.400 K. Der Begleitstern hat die vierfache Sonnengröße und ist an der Oberfläche 18.500 K heiß. Spica ist mit einer Helligkeit von 1,0 Größenklassen der mit Abstand hellste Stern in der Jungfrau. Die Figur wird als weiblicher Bote der Fruchtbarkeit angesehen. Der lateinische Name Spica bedeutet Kornähre und symbolisiert den Frühling, in dem die Natur wieder auflebt und alles grünt und blüht.

In der sternarmen Gegend westlich von Arktur kann man einen der hellsten Kugelsternhaufen mit einem Fernglas entdecken. M3 ist mit einer halben Million Mitgliedern eine der sternreichsten Ansammlungen. Er erscheint als kleines, rundes, nebliges Objekt mit hellem Zentrum. Er gehört zu den etwa 150 Exemplaren von Kugelsternhaufen unserer Galaxis und ist etwa 30.000 Lichtjahre von uns entfernt. Sein Durchmesser umfasst etwa 125 Lichtjahre. Solche sehr massereiche Sternhaufen entstanden in der Frühphase des Kosmos vor etwa 12 Milliarden Jahren.

 

Himmelsanblick zur Monatsmitte gegen 21.00 Uhr

 

 

Die Karte zeigt den Anblick des Sternhimmels Mitte des Monats gegen 21.00 Uhr.

Alle Zeitangaben in MESZ

 

 

Jochen Engelmann

 

 

 

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