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Der Sternhimmel im Juli 2024

 

Um im Hochsommermonat Juli eine nächtliche Himmelsbeobachtung zu starten, muss der Sternenfreund mindestens bis 22.30 Uhr warten. Dennoch ist bereits bei fortgeschrittener Dämmerung das Sommerdreieck hoch am südöstlichen Himmel erkennbar. Die nordöstliche Ecke dieser Orientierungsfigur heißt Deneb, der Hauptstern im Sternbild Schwan. Die Figur gehört zu den Sternbildern der griechischen Antike und wird dort als Vogel interpretiert. Erst der Mythos, nach dem Zeus die Göttin Nemesis als verwandelter Schwan verführte und schließlich das Abbild der prächtigen Tierfigur am Himmel hinterließ, berichtet vom Schwan. Er wird symmetrisch mit weit ausgebreiteten Flügeln und langgestrecktem Hals dargestellt, der entlang der Milchstraße schwebt. Damit ist er auch für ungeübte Beobachter leicht am Himmel zu finden. Aufgrund des gewaltigen Sternenreichtums ist es eine Freude, mit dem Fernglas durch dieses Sternbild zu schwenken. Seine hellen Sterne lassen sich als Struktur des christlichen Kreuzes deuten, weshalb man auch vom Kreuz des Nordens spricht. In dem Gebiet sind auch viele Dunkelwolken zu erkennen, die sich durch die Unterbrechung des Sternenmeeres zeigen. 

In der bildlichen Interpretation gilt Deneb als Schwanzstern des Schwans oder auch als Spitze des Kreuzes. Obwohl er 1800 Lichtjahre von uns entfernt liegt, gehört er zu den 20 hellsten Sternen des Himmels. Er strahlt mit der 70.000-fachen Leuchtkraft der Sonne und zählt zu den Überriesen. Der Kopfstern des Vogels heißt Albireo und wird mit der Katalogbezeichnung Beta Cygni geführt. Es ist einer der schönsten Doppelsterne, da ihn ein enormer Farbkontrast seiner Komponenten auszeichnet, was in den unterschiedlichen Oberflächentemperaturen begründet ist. Während der hellere Stern orange strahlt und einen Helligkeitswert von 3,1 mag besitzt, leuchtet der schwächere mit 5,1 mag im blauen Licht. Mit einer Distanz von einem halben Grad sind die Komponenten von Albireo bereits mit einem kleinen Fernrohr zu trennen. Den schönsten Anblick bietet er in einem lichtstarken Teleskop bei mittlerer Vergrößerung. Die zahllosen gelben Sterne der Milchstraße bilden dabei den Hintergrund, vor dem Albireo so farbenfroh erscheint. Der Astronom Friedrich Wilhelm Herschel beschrieb ihn bereits 1779 als „doppelt, beträchtlich ungleich, der größere ist blass rot, der kleinere ist wunderschön blau.“ 

Herschel erkannte, dass nicht alle Doppelsterne nur zufällig angeordnet sein konnten. Er war überzeugt, dass eine große Anzahl von ihnen gravitativ aneinander gebunden ist. Man spricht von physischen Doppelsternen. Herschel gelang es, bei einigen dieser Sternenpaare kreisförmige Bewegungen zu beobachten und systematische Helligkeitsvergleiche anzufertigen.  

Bei Albireo hat die Hauptkomponente eine Entfernung von 430 Lichtjahren und die 950-fache Leuchtkraft der Sonne, während die lichtschwächere Komponente mit ungefähr 400 Lichtjahren Entfernung näher bei uns liegt und 190-mal so hell strahlt wie die Sonne. Die Entfernungsmessung der Komponenten geht auf den ESA-Satelliten Gaia zurück, der seit dem Jahr 2000 mit einzigartiger Genauigkeit Positionsbestimmungen des gesamten Himmels durchführt und dabei Sterne von dritter bis 20. Größenklasse erfasst. Nach diesen neu ermittelten präzisen Entfernungsangaben ist nicht geklärt, ob es sich bei Albireo um einen physischen oder einen optischen Doppelstern handelt. 

Ein reizvolles Himmelsobjekt des Sternbildes befindet sich nahe des Rumpfsterns Gamma Gygni. Allerdings ist der Emissionsnebel NGC 6888 nur zur Sichtung mit größeren Teleskopen geeignet. Diese Perle am Himmel, die bereits von William Herschel 1792 entdeckt wurde, zeigt neben astrophysikalischen Besonderheiten auch eine schöne visuelle Erscheinung, weswegen man vom Sichelnebel oder der Mondsichel spricht. Das Herz des Nebels ist ein Wolf-Rayet-Stern. Damit charakterisiert man den freigelegten Kern von einem sehr massereichen und heißen Stern. Bei dem Nebel handelt es sich um abgestoßenes Gas des Sterns, welches enorm starke Sternenwinde mit bis zu 4000 Kilometern pro Sekunde in die Umgebung blasen. Durch seine hohe Oberflächentemperatur von rund 55.000 K sendet der Zentralstern eine energiereiche, ultraviolette Strahlung aus, die das Gas des Nebels anregt und so zum Leuchten bringt.

 

  

 

 

 

Anblick zur Monatsmitte gegen 22.30 Uhr

Alle Zeitangaben in MESZ

 

 

Jochen Engelmann

 

 

 

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