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Der Sternhimmel im April 2024

 

Am Abend lässt sich beim Blick in die Zenitgegend das Sternbild des Großen Bären in seiner Gesamtheit erfassen. Der weithin bekannte Große Wagen ist nur ein Teil der größeren Figur und markiert, bildlich gesprochen, das Hinterteil und der Schwanz des Bären. Neben den antiken Hochkulturen haben auch nordamerikanische Indianerstämme und Volkstämme Sibiriens die Figur als Bärin oder Bären gesehen. Es gibt Hinweise, dass sogar die Menschen in der letzten Eiszeit vor mehr als 15.000 Jahren dies so sahen. Die nördlichen Gebiete der Erde galten schon immer als Reich der Bären und so verwundert es nicht, dass auch die nördliche Himmelsregion von dem mächtigen Tier geprägt ist. Meistens stehen die Sterne eines Sternbildes in unterschiedlichsten Entfernungen und ergeben nur aus irdischer Perspektive eine Gruppierung. Der Große Wagen bildet hierbei eine Ausnahme. Fünf der sieben Sterne gehören zu einer Sternengruppe, die gemeinsam durchs All wandert und in eine Entfernung von 78 Lichtjahren zu unserem Sonnensystem hat.  

Folgt man dem Schwung der Wagendeichsel nach Süden, trifft man auf Arktur, den hellsten Stern am Frühlingshimmel und Hauptstern des Bootes sowie schließlich auf Spica, den Hauptstern der Jungfrau. Gemeinsam mit Regulus im Löwen bilden sie das Frühlingsdreieck, eine neuzeitliche Figur, die als astronomischer Bote der Jahreszeit zu verstehen ist. 

Spica erscheint in ihrer südlichen Position recht einsam, da außer Arktur im Norden und Regulus im Westen keine hellen Sterne zu finden sind. Die unmittelbare Nachbarfigur Richtung Zenit ist das Sternbild Haar der Berenike, benannt nach der Haarpracht der gleichnamigen ägyptischen Königin. Die Objekte dieser Gegend leuchten maximal mit der 4. Größenklasse und lassen sich nur in einer klaren mondlosen Nacht beobachten.  

Mit einer Helligkeit von einer Größenklasse rechnet man Spica zu den 15 hellsten Sternen des Himmels. Sie ist 270 Lichtjahre von uns entfernt, hat den siebenfachen Sonnendurchmesser und ihre Leuchtkraft ist 2.000-mal größer als die der Sonne. Spica gehört zu den Doppelsternen. Da sich die Komponenten gegenseitig bedecken, zählt sie zur Gruppe der Bedeckungsveränderlichen. Allerdings sind die Helligkeitsschwankungen so schwach, dass sie mit bloßem Auge nicht wahrnehmbar sind. 

Das Sternbild Jungfrau ist bereits seit der Antike bekannt und interpretiert in eindeutiger Weise die aktuelle Jahreszeit. Sicherlich braucht man viel Fantasie, um in dem Sternbild die Gestalt eines liegenden Mädchens zu erkennen. Die Babylonier sahen bereits vor 4.000 Jahren die Kornähre in ihr, die den langen Winter unter der Erde verbringt und im Frühjahr sprießt. Spica trägt die lateinische Bezeichnung für Kornähre. Sowohl bei den Griechen als auch bei den Römern wurde das Sternbild mit Fruchtbarkeit assoziiert. 

Es gehört zu den Tierkreissternbildern, durch die Sonne, Mond und Planeten ihre Bahnen ziehen. So wird der zunehmende Mond vom 20. bis 24. April seine Position im Sternbild Jungfrau beziehen. Die Sonne passiert jährlich vom 16. September bis 31. Oktober diesen Abschnitt des Tierkreises. 

Mehrere Highlights der astronomischen Forschung sind im Frühlingssternbild zu finden. Da ist zunächst der Virgo-Haufen zu erwähnen, der sich im nördlichen Bereich befindet. So wie Sterne in einer Galaxie durch ihre gegenseitige Anziehungskraft zusammengehalten werden, sind Galaxien in Haufen und diese in noch größeren Superhaufen versammelt. In deren inneren Bereichen kommt es oft zu Wechselwirkungen und Zusammenstößen. Beim Virgo-Haufen handelt es sich um eine Ansammlung von mehr als 2.000 Mitgliedern. Dessen Zentrum liegt in einer riesigen Entfernung von rund 65 Millionen Lichtjahren von der Milchstraße. Dennoch können die hellsten Galaxien mit einem Fernglas in den Randgebieten der Jungfrau zum Löwen hin entdeckt werden. 

In dieser Richtung, jedoch nur halb so weit entfernt, liegt die berühmte Sombrero-Galaxie, die bereits 1781 von Charles Messier als nebelhaftes Objekt M 104 katalogisiert wurde. Mit einer Helligkeit von acht Größenklassen zählt sie zu den hellsten am Nachthimmel und kann schon in kleinen Teleskopen gesehen werden. Neuesten Erkenntnissen zufolge ist sie dreimal so groß wie die Milchstraße. Ihren Namen verdankt sie dem stark ausgeprägten Staubband, das sie umspannt und dadurch im Aussehen an einen mexikanischen Sombrero erinnert. 

Ein weiteres beeindruckendes Meisterwerk himmlischer Schöpfung, wenn auch ganz anderer Bauart, ist der Planetarische Nebel ESO 577-24. Das Objekt ist ein Paradebeispiel des Cosmic-Gems Programms, bei dem mit Teleskopen der Europäischen Südsternwarte optisch ansprechende Objekte publiziert werden. Dieser Nebel ist der Überrest eines Riesensterns, der seine äußeren Schichten abgestoßen hat und einen kleinen heißen Zwergstern zurücklässt. Dieser strahlt ultraviolette Strahlung aus, die intensiv genug ist, um die ausgeworfenen Schichten zu ionisieren und zum Leuchten zu bringen. Das Ergebnis ist das, was wir als Planetarischen Nebel sehen, der sich weiter ausdehnt und damit allmählich verblasst. Mit der Lebensdauer von etwa 10.000 Jahren ist er somit ein kurzer Lebensabschnitt des ursprünglichen Sterns. 

 

  

 

Anblick zur Monatsmitte gegen 22.00 Uhr

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Jochen Engelmann

 

 

 

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