Der Sternhimmel im Mai 2025
Mit dem nahenden Sommer beginnt die nächtliche Dunkelheit deutlich später. Zur Monatsmitte steht die Sonne gegen 23.00 Uhr 15° unter dem Horizont. Erst dann endet die Dämmerung und astronomische Beobachtungen sind lohnenswert. Die typischen Frühlingssternbilder dominieren jetzt am Firmament. So ist der Löwe im Südwesten vertreten, während die Jungfrau im Meridian steht. Nördlich entdeckt man den Bootes, auch bekannt als Bärenhüter. Die drei Hauptsterne dieser Sternbilder, Regulus, Spica und Arktur bilden das Frühlingsdreieck. Man erkennt leicht, dass Arktur der hellste im Trio ist. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 0 mag ist er sogar der hellste Stern der nördlichen Hemisphäre. Einen schönen Anblick bietet der Sternenhalbkreis östlich vom Bootes, die Nördliche Krone. Löwe und Jungfrau zählen zu den Tierkreisfiguren, da der Tierkreis, auch Ekliptik genannt, durch das Areal der Figuren führt. Es ist die scheinbare Bahn der Sonne um die Erde. In der Nähe der Ekliptik laufen der Mond, die Planeten und auch viele kleinere Objekte des Sonnensystems. Dazu zählen auch eine Reihe von Asteroiden aus dem Bereich zwischen Mars- und Jupiterbahn sowie Ceres, der einzige Zwergplanet dieser Zone. Damit charakterisiert man ein annähernd rundes Objekt, das auf seiner Bahn mit vielen anderen Kleinkörpern die Sonne umläuft. Asteroiden hingegen sind unregelmäßig geformt und sind kleiner als Zwergplaneten.
Im Asteroidengürtel ist Ceres der massereichste Vertreter gefolgt von dem Asteroiden Vesta. In Bezug auf die Größe wird Vesta von Ceres und dem Asteroiden Pallas übertroffen. Da Vesta ein hohes Reflexionsvermögen hat und am inneren Rand des Asteroidengürtels positioniert ist, strahlt sie zur Opposition recht hell. Sie erreicht am 2. Mai im Sternbild Jungfrau ihre Gegenposition zur Sonne und steigert ihre scheinbare Helligkeit bis auf 5,6 mag. Damit ist der Asteroid als einziges Objekt seiner Klasse ein Grenzfall für die freiäugige Beobachtung. Im Gegensatz schafft es der fast doppelt so große Zwergplanet Ceres aufgrund seines geringen Reflexionsvermögens und seiner größeren Distanz auf lediglich 7,6 mag. Diesen Wert erreicht er Anfang Oktober und wird dann ein lohnendes Fernglasobjekt sein.
Die Raumflugmission Dawn der NASA hatte die Aufgabe, Ceres und Vesta zu erforschen. Nach einem vierjährigen Anflug wurde Vesta ein Jahr lang, von Mitte 2011 bis Mitte 2012, untersucht. Ihr mittlerer Durchmesser wird mit 516 Kilometern angegeben. Vesta ist vermutlich ein Protoplanet aus der Entstehungszeit des Sonnensystems, der nicht genügend Material zur Ausbildung eines großen Planeten vorfand. Ziel der Dawn-Mission war unter anderem die vollständige Kartografierung des Asteroiden aus verschiedenen Höhen. Dabei zeigte sich, dass die Südhalbkugel dominiert wird von zwei riesigen Impaktkratern, die jeweils einen Durchmesser von über 400 Kilometern haben. Der Zentralberg eines Kraters ragt bis in eine Höhe von 22 Kilometer, womit er neben Olympus Mons auf dem Mars zu den größten Kratern im Sonnensystem gehört. Mit Hilfe von Farbfotografien konnten geologische Strukturen erkannt werden in bisher unerreichter Detailschärfe. Vesta besitzt eine basaltische Kruste sowie einen Eisen-Nickel-Kern. Damit hat sie einen ähnlichen Aufbau wie die terrestrischen Planeten und unterscheidet sich von allen anderen Asteroiden.
Vesta wurde am 29. März 1807 von Heinrich Wilhelm Olbers in Bremen als vierter Asteroid entdeckt. Nachdem Olbers 1802 bereits Pallas entdeckt und benannt hatte, übertrug er das Recht der Benennung diesmal an Carl Friedrich Gauß, der mit einer neuen der Bahnbestimmung entscheidend zur Sicherung der neu entdeckten Asteroiden beigetragen hatte. Gauß benannte den Himmelskörper nach Vesta, der römischen Göttin von Heim und Herd. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die neuentdeckten Objekte als Planeten geführt. Erst als nach etwa 1850 die Zahl der zwischen den Umlaufbahnen der Planeten Mars und Jupiter gefundenen Himmelskörper rasch anstieg, wurden für diese Objekte neue Klassifizierungen festgelegt.
Anblick des Sternhimmels zur Monatsmitte gegen 22.00 Uhr MESZ
Jochen Engelmann